Durch die Markierung der Herde werden die Schafe, die in einem Areal weiden voneinander unterschieden. Zur Markierung wird die Methode der Beschneidung des Ohres bzw. der Ohren angewandt. Die beschnittene Stelle am Ohr heißt seri (სერი). Unterschieden werden:
1. Die Kopfseite 1.1. rechtes Ohr 1.2. linkes Ohr 2. Die Position bzw. die Stelle am Ohr 2.1. der Spitzenbereich 2.2. die Oberseite des Ohres 2.3. die Unterseite des Ohres 3. Die Form der Beschneidung 3.1. Abgeschnittene Spitze (მოჭრილი) Abb. 3.1.-3.5. rechte Ohrspitze 3.2. Eine schief geschnittene Spitze (ჩამოთლილი) Abb. 3.5. linkes Ohr 3.3. Ellipse (გამოკაფული) Abb. 3.1.-3.5. Unterseite des rechten Ohrs 3.4. Dreieck (ამოღებული) Abb. 3.2.-3.4. linkes Ohr 4. Die Zahl der Beschneidungen. Die Zahl der beschnittenen Stellen steigt im Fall der Vererbung der Herde von Vater zum Sohn. In dem Fall der Familie Saidov, in der es uns gelang uns über die Tradition zu informieren, hatte der Vater seine Herde auf die vier Söhne Ramazan, Mahmad, Scharaph und Zaur (verstorben) vererbt. Wie es scheint, soll der Vater einen Teil der Herde bei sich behalten haben, sonst hätte der älteste Bruder seinen Anteil der Herde nicht durch einen zusätzlichen Marker kennzeichnen müssen(Fn. 1). Während der Sowjetischen Planwirtschaft, als Besitzer der gesamten Herde eine Kolchose war, und die Zahl der Schafe in einer Herde zu hoch wurde, verbreitete sich eine mechanisierte Methode der Markierung. Dazu wurden die sogenannte Pistolen verwendet (Abb. 2). Anstelle der Markierung durch die Beschneidung des Ohres werden die Schafe heutzutage farblich markiert. Dafür verwendet man verschiedene Farben. Es wird keine natürliche Farbe hergestellt, sondern ein industriell hergestellter Farbstoff benutzt. Diese Methode der Markierung ist heute weit verbreitet. Wie es scheint ist die Tradition der Markierung der Herde ein gut entwickeltes Institut. Ausgehend von der Hauptfunktion der Markierung stellt das Institut eindeutig eine multilaterale Konvention der Stämme bzw. Schäfer dar. Die Feldforschung 2011 hatte sich nicht zum Ziel gesetzt, diesem Institut ausführlich nachzugehen. Deshalb schränken wir uns hier ein und stellen nur oberflächig strukturiertes Material über das Institut zur Verfügung. Aufgrund des gesammelten Materials wird jedoch auf die Bedeutung dieser Frage hingewiesen und die Strategie einer künftige Feldforschung wie folgt entworfen: Wir nehmen an, dass die ausführliche Erforschung des Instituts die Wirkungsgeographie der multilateralen Konvention bzw. mehrere Konventionen ermöglicht und somit ein genaueres Bild der historisch existierenden wirtschaftlichen und kulturellen Kontakten in der Region zu erkennen sein wird. Dazu sollte die Betrachtung folgender Sachverhalte erfolgen: 1. Die Beschreibung der Kennzeichnung in einem bestimmten Zeitverlauf (etwa 6-12 jährige Perioden) und in einem wirtschaftlichen Raum 2. Eine diachrone-sinchrone Deskription der geliehenen und der einheimischen Terminologie in Form eines multilingualen Lexikons der beteiligte Volks- bzw. Sprachgruppen. Quellen: 1. Protokoll des Interviews vom 21.09.2011 mit Saidoff, Ramazan u. Scharaph 2. Tonaufnahme Soundclip 201 des Interviews vom 21.09.20011 mit Saidoff, Ramazan u. Scharapha 3. Fotos: ______________________________________________ (1) Der Frage der Abschaffung des väterlichen Zeichen sind wir während dieser Feldforschung nicht nachgegangen |
Markierung der Herde von der Familie Saidov
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